Als erneuerbare Energien werden, im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Gas, Energieformen bezeichnet, die nicht auf endliche Ressourcen zurückgreifen. Die Nutzung von Wind-, Wasser-, Sonnen- oder Bioenergie verringert den CO2-Ausstoß und trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit bei. In Damüls wird seit 19 Jahren mit Biomasse geheizt und Warmwasser erzeugt. Als Brennstoff wird nachwachsendes Holz aus Vorarlberg eingesetzt. Seit Bestehen des Heizwerks konnten dadurch 10,5 Millionen Liter Heizöl eingespart werden.
Dass wir in den Bergen besonders tief durchatmen können, liegt nicht nur an der Höhenluft der Urlaubsorte Damüls und Faschina. Das seit 2003 betriebene Biomasse-Heizwerk in Damüls ist dafür verantwortlich, dass in dem Luftkurort der CO2-Ausstoß um 85 Prozent reduziert wurde. Mit Säge-Restholz der umliegenden Sägewerken und Schadholz aus dem regionalen Wald verteilt das Heizwerk ökologische Wärme an fast jedes Haus in Damüls.
Karl Türtscher initiierte mit weiteren Verantwortlichen der Gemeinde das Projekt. „Wir sind damals nach einer Grob- und erfolgreichen Feinstudie von Haus zu Haus gezogen, um alle BewohnerInnen von den ökologischen Vorteilen der nachwachsenden Energiequelle zu überzeugen“, erzählt der Elektriker. Neben dem Baubeschluss musste auch ein sechs Kilometer langes Leitungsnetz unter der Erde verlegt werden. „Das hat nur funktioniert, weil alle – Grundbesitzer*innen und Bäuer*innen – an einem Strang gezogen haben“, meint der Ideengeber. Mit starken Partner*innen und Gesellschafter*innen wie der Gemeinde Damüls, den Vorarlberger Kraftwerken (illwerke vkw), den Damülser Seilbahnen, der Raiffeisenbank, der Diözese Feldkirch, dem Landesstraßenbauamt sowie einigen Privatpersonen realisierte die Gemeinde schlussendlich eines der innovativsten Biomasse Heizwerke seinerzeit. Heute sind 96 Prozent aller Objekte im Einzugsgebiet angeschlossen und werden von heimischem Holz – in Vorarlberg wächst mehr Holz nach, als verbraucht wird – mit Wärme versorgt. Jeden Herbst wird das 4.000 Schüttraummeter fassende Lager mit Hackschnitzel befüllt, um gut über den Winter zu kommen. „Wir verwenden 12.000 Schüttraummeter Holz pro Jahr, das rund 600.000 Liter Öl ersetzt. Seit der Inbetriebnahme der Pionieranlage konnten wir dadurch umgerechnet rund 30 Millionen Kilogramm CO2 einsparen“, betont Karl Türtscher.
Wie das Ganze funktioniert? Durch die mehrmonatige Lagerung des Schadholzes bzw. der Hackschnitzel trocknet der Brennstoff, was die Energieausbeute in der anschließenden Verbrennung erhöht. Mittels Schaufellader werden die Hackschnitzel aus dem Lager entnommen und in die Tagesbunker der Feuerungsanlagen eingefüllt. Über ein hydraulisches Fördersystem gelangt der Brennstoff in die Feuerbox. Hier findet eine geregelte und überwachte Verbrennung statt. Die Energie aus dem Abgas wird dann in Kesseln über sehr große Wärmetauscher in das Wärmenetz übertragen.
Anschließend erfolgt die Reinigung des Abgases. Neben der neuesten Generation von Elektrofiltern kommt auch eine Kombination aus Kondensations- und Entschwadungsanlage zum Einsatz. Dies sorgt für ein Ortsbild ohne Dampffahne und steigert den Wirkungsgrad der Anlage auf bis zu 95 Prozent. Dieser beschreibt die Effizienz der technischen Anlage, also das Verhältnis zwischen Aufwand – zugeführter Energie – und nutzbar gemachter Wärme. „Um Lastspitzen auszugleichen und einen harmonischen Betrieb zu gewährleisen, gibt es noch einen 65.000 Liter fassenden Pufferspeicher. Von hier aus gelangt die Wärme über drei Netzpumpen zu den Verbraucher*innen“, erklärt Richard Türtscher, der leidenschaftliche Betriebsleiter des Heizwerks. Gemeinsam mit zwei Kollegen vom Bauhof der Gemeinde kümmert sich Richard täglich um den Betrieb des Damülser Biomasse Heizwerks. Sie sind für die Betriebsführung, Brennstoff- und Aschelogistik zuständig, überwachen, pflegen und warten die Anlage. „Hackschnitzel nachfüllen, Öfen putzen, Wasserproben entnehmen, überprüfen, ob der pH-Wert und die Leitfähigkeit passt – das alles gehört zu unserem Job“, beschreibt der Heizwart. Obwohl die Anlage vollautomatisch funktioniert, arbeiten die drei zusätzlich im Bereitschaftsdienst und sind im seltenen Fall sofort zur Stelle, falls eine Störung auftritt. „Wir gewährleisten ein ausfallsicheres Heizsystem für ein ganzes Dorf, das 365 Tage im Jahr insgesamt 6,5 Millionen Kilowatt Stunden Energie bereitstellt. Das ist schon etwas Besonderes“, betont der Walser, der selbst zu den zufriedenen Kunden des Heizwerks gehört.
Mittelfristig soll Biomasse auch zum wichtigsten Wärmeenergieträger in Vorarlberg werden. Das Damülser Heizwerk sichere nicht nur die ökologische und nachhaltige Wärmeversorgung der Gemeinde, sondern leiste einen wichtigen Beitrag zur Energieautonomie Vorarlbergs, heißt es bei der Landesregierung. Auch Initiator Karl Türtscher sieht das ähnlich: „Mit Energie müssen wir sorgsam umgehen, dann ist der Natur am meisten geholfen. In Damüls wächst fast die doppelte Menge an Holz nach, als wir im Stande sind zu verheizen. Indem wir das Schadholz aus den Wäldern und das Nebenprodukt der Sägewerke einsetzen, geht das Holz auch nicht verloren, sondern wird im Heizwerk sinnvoll verarbeitet.“ Wer also nach einem traumhaften Wander- oder Skitag in Damüls genüsslich eine warme Dusche genießt, kann das mit gutem Gewissen tun: Hier wird mit regionalem Holz Wärme und Warmwasser erzeugt und in einer Kreislaufwirtschaft am Vorbild der Natur gearbeitet.