Unterkunft suchen
EN
Reisezeit auswählen
2 Erwachsene
  • 1 Erwachsener
  • 2 Erwachsene
  • Familie & Mehr
Close

Reisezeitraum wählen

Suchen

Zimmer & Personen

Zimmer hinzufügen
Suchen

Im Rhythmus der Pferde

Im Bergreich von Damüls Faschina lebt und arbeitet Alfons Bischof, der seit Jahrzehnten die Tradition der Pferdekutschenfahrten am Leben erhält. Was als Hobby begann, ist für ihn zu einer Lebensaufgabe geworden, die ihm Freude und Erfüllung bringt.
Im Interview spricht er über seine Begeisterung für Pferde und erzählt von unvergesslichen Ausflügen mit der Kutsche in die Natur.

Alfons, wie bist du mit Pferden in Berührung gekommen?

Alfons: In den 1950er Jahren hat die ehemalige Skiläuferin Trude Jochum-Beiser aus Lech bei einem Rennen ein Pferd gewonnen, das mein Vater ihr abkaufte. Auf dieses Pferd hatten wir großen Stolz und sind damit Schlitten gefahren. Im Sommer hat unser Pferd das Holz auf die Alpe gebracht. Diese Arbeit, das Holzrücken, hat in alpinen Gegenden eine lange Tradition.

Wie bist du dann Kutscher geworden?

Alfons: In den 80er Jahren bin ich Postautos und Schulbusse gefahren, danach habe ich mich mit unserem Gästehaus selbständig gemacht. Es begann dann zufällig, als der damalige Kutscher in Damüls krank wurde und ich mich im Stall um seine Pferde kümmerte. Von da an wollte ich später einmal selbst Pferde haben und Kutsche fahren.

Wo befindet sich dein Stall und mit welchen Pferden fährst du heute?

Alfons: Mein Stall liegt in der Nähe des Schwendehofs, etwa eineinhalb Kilometer von unserem Gästehaus entfernt. Nachdem die Pferde des alten Kutschers verkauft wurden, habe ich mir selbst welche besorgt. Heute besitze ich zwei Noriker Pferde, neun und elf Jahre alt. Das sind mittelschwere, kräftige und ausdauernde Gebirgskaltblutpferde. Beides Stuten, weil die pflegeleichter sind. Sie vertrauen mir blind, weil sie mich haargenau kennen. Morgens, mittags und abends gehe ich in den Stall und füttere sie. Wenn ich sie im Sommer mit dem Fahrrad auf die Weide bringe, gehen sie seelenruhig neben mir her. Und beim Kutsche fahren muss ich bloß husten und sie wissen, dass es losgeht.

Für wen und wann bietest du deine Kutschenfahrten an?

Alfons: Im Sommer fahre ich jeden Montag sieben bis acht Mal vom Uga-Parkplatz ins Sunnegg und wieder zurück. Die Gäste können bei der rund 20-minütigen Fahrt die traumhafte Aussicht und Natur genießen, manchmal sehen wir sogar noch Gämse. An anderen Tagen kann man auch eine ganze Stunde bei mir buchen. Die Sommerfahrten sind besonders bei Touristen beliebt, manche reisen sogar von Deutschland aus an, um eine Kutschenfahrt in Damüls zu erleben.
Im Winter, wenn genügend Schnee liegt, biete ich fast jeden Tag Schlittenfahrten an. Nur bei Regen fahre ich nicht, das ist zu unsicher. Man muss beim Autoverkehr immer aufpassen, aber Pferde sind dafür prädestiniert. Sie sind so intelligent, die zucken nicht mal mit der Wimper, wenn ein Bus vorbeifährt. Außerdem sind Pferde so sensibel, die schmecken und riechen zum Beispiel eine Lawine, schon lange bevor sie runterkommt.


Wie bereitest du deine Pferde auf die Kutschenfahrten vor?

Alfons: Ihre Ausbildung beginnt schon in jungen Jahren. Sie lernen, an der Leine zu laufen und werden behutsam an die Kutsche gewöhnt.Das eine Pferd lernt vom anderen, das sich schon auskennt. Bei meinen beiden gab es keine Huftritte, die haben sich sofort verstanden und gewusst, dass sie zusammengehören. Die sind wie ein Pärchen und reiten auch beim Auslaufen nebeneinanderher. Wenn ich am Montag mit der Kutsche fahre, wasche ich sie am Sonntag mit dem Hochdruckreiniger, denn dreckige Pferde spanne ich nicht ein. Die wissen, wie fein das ist und freuen sich schon auf ihre Arbeit am nächsten Tag.

Vor 20 Jahren hast du noch den Kutscherkurs gemacht. Wozu?

Alfons: Durch die jahrelange Arbeit mit den Pferden, wusste ich natürlich schon, wie das Ganze funktioniert. Um aber Gäste zu transportieren, braucht man offiziell den „Kutscherschein“. Man lernt, wie man die Pferde einspannt, die Leinen anmacht, abbiegt und hält, wie man Dressur und Gesellschaftswagen fährt. Außerdem ist es wichtig, dass sich die Pferde gut verstehen und harmonisch zusammenarbeiten. Dass sie gut ernährt sind und viel Auslauf bekommen. Früher waren sie morgens bis abends zum Holztransport eingespannt, die sind das Arbeiten gewohnt.

Gibt es besondere Erlebnisse, die dir im Gedächtnis geblieben sind?

Alfons: Oh ja, da gibt es viele! Ich bin schon bei mehreren Hochzeiten gefahren oder habe Gäste bei Musikfesten und Umzügen transportiert. Ein besonders schönes Erlebnis hatte ich vor kurzem, eine Fahrt mit 17 behinderten Menschen vom Zimbapark in Bludenz. Zweimal sind wir gefahren, weil nur 10 Personen in die Kutsche passen. Ihre Dankbarkeit war unbeschreiblich und hat mich sehr berührt. Wenn Gäste beim Anblick der Pferde so große Augen bekommen und sich von Herzen freuen, macht mich das einfach glücklich.

Du wirst bald 80. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Alfons: Solange meine Gesundheit es zulässt, werde ich weiterhin mit der Kutsche fahren. Ich sage oft: Wer aufhört, der rostet. Mit meinen Pferden habe ich den ganzen Tag Arbeit im Stall und immer was zu tun. Ich bin dankbar für die vielen schönen Momente, die ich mit meinen Pferden und Fahrgästen erleben darf. Sich nicht stressen lassen, ist das Wichtigste. Solange ich fit bin, werde ich weiterhin meinen Dienst tun und dieses einzigartige Erlebnis in Damüls mit anderen teilen.

Vielen Dank für das Gespräch!