In einer Welt, in der sich die Art und Weise, wie wir Post erhalten, ständig verändert, steht ein Mann in Damüls zuverlässig an vorderster Front: Postbote Remo Plankel aus Au, der seit bald 40 Jahren die Briefe und Pakete durch die Straßen der Tourismusregion trägt. Eine spannende Reise, die von einer Zeit geprägt ist, als er noch auf Skiern Post austrug, bis zur Ära des Paketbooms und der Digitalisierung.
„1984 bin ich das erste Mal hier in Damüls gewesen“, erinnert sich Remo. Zu dieser Zeit befand sich das Postamt in einem kleinen Räumchen mit einer Telefonzelle neben dem Tourismusbüro. Diese bescheidene Anfangszeit steht im starken Kontrast zu Remos heutigem Arbeitsumfeld. „Die Post ist viel mehr geworden, vor allem die Paketauslieferungen sind gigantisch“, sagt er. Damüls ist inzwischen ein Teil eines breit aufgestellten Postnetzwerks und die Herausforderungen haben sich enorm vergrößert. Remo erklärt: „In Bezau haben wir jetzt ein Basiszentrum für alle Lieferungen von Andelsbuch nach Schwarzenberg bis nach Damüls und Warth. Eine riesen Halle und die brauchen wir auch. Die Pakete werden seit der Corona-Pandemie immer mehr. Das ist ein richtiger Boom geworden mit den Onlinebestellungen.“
Remo beginnt seinen Arbeitstag früh morgens, wenn die meisten noch schlafen. Um sechs Uhr früh stempelt er ein, sortiert Post und Pakete, lädt sie ins Auto und teilt sie in gewohnter Manier an Haushalte und Tourismusbetriebe aus. Doch das war nicht immer so. „Nach Damüls bin ich erstmals als Saisonkraft, sozusagen als Springer gekommen“, erzählt er. Damals wurden keine Mühen gescheut, um selbst in die entlegensten Winkel die Kundschaft mit Briefen und Paketen zu versorgen. Zwischen Dezember und April tauschte Remo das Auto gegen die Skier und wedelte über die Piste von einem Haus zum nächsten. „Die Briefe und Pakete habe ich in meine schwarze Ledertasche gepackt und bin dann mit den Skiern hoch zur Uga- und Elsenalpe gelaufen. Die Post an die Uga-Alpe schicken wir im Winter heute noch mit der Bahn hoch“, verrät er.
Die Arbeit von Postbote Remo hat so seine Tücken, man muss früh aufstehen und sollte sich in der Region gut zurechtfinden. Sie bietet aber auch Vorteile, die er zu schätzen weiß: „Wenn ich um drei Uhr nachmittags von Damüls zurück nach Au fahre, habe ich noch den ganzen Tag für mich.“ Auch das Auto wird von der Post gestellt und an das Aufstehen um fünf hat er sich nach bald 40 Jahren im Dienst gewöhnt. „Wichtig ist, dass man genau, gewissenhaft und schnell arbeitet“, meint er. Denn noch immer liefert er einmal im Monat Pensionsgehälter an Menschen im Ruhestand vom Bregenzerwald bis ins Große Walsertal aus. „Manche bekommen ihre Pension noch bar vom Postboten ausbezahlt. Sie möchten das Geld einfach sehen und zahlen es dann in der Bank selbst ein.“
Remo erinnert sich dabei noch an andere kuriose Dinge, die er im Laufe seiner Karriere bereits zugestellt hat. „Früher hat man noch lebende Tiere verschickt“, lacht er. Eine Schachtel mit Hühnern zum Beispiel oder Bienenköniginnen, die von Zuchtanstalten an Imker:innen heute noch in einem Holzschächtelchen oder Kuvert mit der Post verschickt werden. Ansonsten sind aber besonders die vielen Amazon-Pakete zu einer großen Herausforderung geworden. Die Menschen bestellen mit der Post alles Mögliche, was unter 30 Kilogramm wiegt: Fahrräder, Kühlschränke, Schneeschaufeln, Sofas, Rodeln, Betten, Matratzen oder Wein. „Früher haben die Weinhändler:innen ihre Flaschen direkt zugestellt, heute werden sie schachtelweise mit der Post verschickt“, erklärt Remo.
Maximal fünf Jahre will der beliebte Postbote noch Briefe und Pakete bis in die Berge ausliefern. „Dann brauche ich einen guten Nachfolger“, schmunzelt der 60-jährige. Den findet er mitunter sogar in der eigenen Familie, denn auch seine beiden Söhne sind bereits ins Postgewerbe eingestiegen. So wie seine Ehefrau, sein Onkel, seine Tanten und Cousinen oder Remos Vater, der selbst jahrelang bei der Post war. Sein Beruf wurde ihm sprichwörtlich in die Wiege gelegt und diese Begeisterung spüren auch alle anderen, die ihn täglich auf seiner Route nach Damüls antreffen.
Dabei ist es viel mehr als nur die Arbeit, die Remo erfüllt: „Die schöne Gegend und die frische Luft hier oben. Ich kann mein eigener Chef sein und mir den Tag so einteilen, wie es mir passt“, meint er. Die Post gibt er auch nicht einfach so in die Briefkästen, sondern übergibt sie zumeist persönlich an seine Empfänger:innen. „Ich komme ins Hotel oder ins Haus und unterhalte mich kurz mit den Leuten, das war schon immer so. Die Damülser sagen auch oft, wenn jemand anderes da war: ‚Gottseidank Remo, bist du wieder da!‘ Das ist natürlich schön zu hören.“
Trotz der rasanten Veränderungen und zunehmenden Herausforderungen im Postwesen, ist eines eben immer konstant geblieben: Remos täglicher Besuch, sein unermüdlicher Einsatz und seine Verbundenheit mit den Menschen in Damüls. In einer Zeit, in der Briefe und Postkarten seltener werden und die Welt digitaler wird, bleibt Remo als Postbote über die Generationen hinweg in den Herzen der Menschen dieser charmanten Tourismusregion verankert.